Termin vereinbaren: 031 911 20 60
News 05/2025

News 05/2025

Newsletter Mai 2025

Image link

Nur wenn jemand eine Vision von der Zukunft hat, hält er durch - auch in der Not.

Viktor Frankl
Neuigkeiten

Die soeben erschienene FMH-Statistik zeigt, dass «wir» in der Schweiz aktuell mit 0.8 Hausärzte:Innen für die Gesundheit von 1000 Einwohner:Innen mitverantwortlich sind. In unserer Region, wo innerhalb kürzester Zeit einige Hausarztpraxen OHNE Nachfolger:In geschlossen wurden, steigen die Zahlen deutlich auf eine Hausärztin / einen Hausarzt für 1500 und mehr Patient:Innen. Dies in einer Zeit, wo die Anzahl Menschen mit chronischen Krankheiten stetig steigt. Das Schweizer Gesundheitswesen ist immer noch eines der Besten, wenn es darum geht akute Krankheiten einzelner Organe kompetent und effizient zu behandeln oder zu heilen. Wenn es um die Begleitung von Menschen mit chronischen Krankheiten geht, zumal gegen Ende ihres Lebens (auch in den Pflegeheimen) geraten wir zunehmend in Not, besonders in der im Schwinden begriffenen Grundversorgung.

Seit vielen Jahren setzen wir uns mit Herzblut für eine integrative und patientennahe Grundversorgung in Zollikofen ein. Mit innovativen Ansätzen haben wir Strukturen geschaffen, die weit über eine klassische Hausarztpraxis hinausgehen – für eine medizinische Versorgung, die dem Menschen dient. Doch trotz dieser zukunftsweisenden Entwicklung steht unsere Praxis vor einer ernsten Herausforderung: Die finanzielle Tragfähigkeit des Modells ist (noch) nicht gesichert, und mit dem generellen Rückgang an Hausärztinnen und Hausärzten droht nicht nur Zollikofen, sondern der ganzen Region Grauholz der Verlust einer funktionierenden Grundversorgung.

Wenn Sie wirklich zuhören, dann geschieht dabei ein Wunder.
Das Wunder besteht darin, dass Sie ganz bei dem sind, was gesagt wird,
und gleichzeitig ihren eigenen Reaktionen lauschen.
Die höchste Krone des Helden ist die Besonnenheit mitten in den Stürmen der Gegenwart.

Jean Paul

Natürlich war der Aus- und Umbau der Salutomed 2020 ein grosser Sprung, mit dem Mut zum Risiko für eine nachhaltige Grundversorgung und eine nächste Generation von Hausärzt:Innen.  In den Jahren 2021 – 2024 nach dem Umbau folgten einige «Schicksalsschläge», nicht nur Corona und long-covid: einige langdauernde Krankheiten von Mitarbeiter:Innen kamen dazu, unerwartete Abschiede von Hausärzt:Innen, die Beruf und Alltag vorübergehend nicht mehr unter einen Hut brachten – ein Phänomen, das zunimmt. Die persönliche Erfahrung zeigt, dass nicht in erster Linie die Quantität der Arbeit für ein «Ausbrennen» verantwortlich ist, sondern die Qualität und der sinkende Sinn unserer Tätigkeit in der Grundversorgung; ein «viel zu viel an Büroarbeit» (40% und mehr) und immer weniger persönliche (heilsame) Begegnung fördern den Fachkräftemangel.

Vor 2 Jahren wurde vom Bund das (gutgemeinte) Anordnungsmodell für Psycholog:Innen eingeführt, wonach eine Hausarztpraxis keine Psychotherapeut:Innen mehr anstellen darf. Das gleiche gilt seit Jahren auch für die Physiotherapie. Die interne Zusammenarbeit mit Psycholog:Innen war eines unserer Erfolgskonzepte seit der Gründung von Salutomed (2006). In den psychischen Krisen konnten wir sehr rasch eine niederschwellige kompetente Hilfe anbieten. Im letzten Quartal 2022 haben alle drei Psychologinnen gekündet. Die Bernstrasse 161 (Salutomed Therapie und Beratung), unsere Psychosomatik und psychiatrische Krisenstation stand viele Monate leer. Die Anstellung von Psychiater:Innen hat die Lohnkosten deutlich erhöht.

Die Notwendigkeit ist die Mutter der Erfindung.

Platon

Seit Herbst 2024 sind wir endlich, sowohl an der Kirchlindachstrasse 7 (Hausarztmedizin) wie an der Bernstrasse 161 (Psychosomatik, Psychiatrie) im Vollbestand, entsprechend «stimmen» die Zahlen immer mehr. Allerdings scheint die Bank nicht mehr an eine «wertschöpfende Hausarztmedizin» zu glauben. Neben vielen noch ungelösten Problemen ist dadurch auch der Praxisverkauf aufgeschoben.

Aktuell arbeite wir an kreativen Lösungen, im Team und mit Menschen ausserhalb der Praxis, die nicht nur an uns glauben, sondern die sich auch einsetzen, damit unsere Vision einer integrierten Grundversorgung weiterleben wird, in angepasster und stabiler Form.

Für sie als Patient:In wird sich nichts ändern, ausser dass wir den «Patientenstopp» ganz aufheben. Wir sind immer noch froh, wenn sie sobald möglich ins HMO-Hausarztmodell mediX wechseln, damit «wir alle» von einem «echten Hausarztmodell» profizieren. Wir werden die Frequenz der Rechnungsstellung reduzieren und auch vermehrt «kleine Hausarztnotfälle» (im Sinne der walk-in Praxis) betreuen, z.B. wenn ihre Hausärztin / ihr Hausarzt nicht erreichbar ist.

Der Alltag der meisten Menschen ist ein stilles Heldentum in Raten.

Anna Magnani

Wir stehen als Praxis also dort, wo Sie als Patientin oder Angehörige mit ihren Familien oder ihrem beruflichen Umfeld vielleicht auch schon gestanden sind: Tag für Tag beginnt der Überlebenskampf neu, ein Hindernislauf, der viel Kraft und Energie ver-braucht. In diesen Krisen ist die Gemeinschaft mitentscheidend, das Gespräch und eine wohlwollende, wertschätzende Grundhaltung im Team. Das kennen wir aus der Salutogenese:

  • ein gemeinsames Verstehen und auch emotionales «Einordnen» (Integrieren)
  • ein Suchen und Verbinden von Bewältigungsstrategien und Unterstützung individuell und innerhalb des Umfelds (Handhabbarkeit der Ressourcen) und
  • eine Sinnsuche: sie kann zuerst einmal bedeuten, im allgemeinen Mühsal, im ganzen «Dreck einen Diamanten» zu finden, und wissen, dass nur das Chaos einen Stern gebären wird. In einem zweiten Schritt sich erinnern, dass es sich schon oft gelohnt hat, aufzustehen und weiterzugehen, im Vertrauen, dass das Leben bisher immer eine Lösung gefunden hatte, so dass es sich lohnt weiterzukämpfen.

Zuerst wähle eine klare, eine realisierbare Idee - ein Ziel.
Als zweites versehe dich mit den Mitteln, die zur Erreichung dieses Zieles notwendig sind - Wissen, Geld, Rohstoffe und Methoden.
Im dritten Schritt setze alle Deine Mittel im Hinblick auf das zu erreichende Ziel ein.

Aristoteles

….und unsere Mittel – und Diamanten – sind in erster Linie die Menschen:

Neu im TEAM seit Herbst 2024 sind und waren

Herr Thomas Burkart hat als Praxisassistenzarzt (PAA) im Dezember 2024 begonnen. Er hat schon längere Zeit in einer hausärztlichen Praxis gearbeitet und wird im Mai 2025 ein Fremdjahr in der Psychiatrie antreten, wir hoffen natürlich, dass er – wie andere PAA – zu uns zurückkehren wird.

Frau Shqiponjë Avdulli Komoni, sie hat im Januar 2025 als PAA bei uns gestartet und wird voraussichtlich ein ganzes Jahr mitarbeiten. Ihr Ziel wird auch die Hausarztmedizin sein.

Herr Faik Ibishi hat als PAA für Psychiatrie- Psychosomatik an der Bernstrasse seine Stelle angetreten. Zukünftig werden wir auch dort regelmässig PAA Stellen für Psychiatrie- Psychosomatik (sogenanntes Fremdjahr in der ambulanten Grundversorgung) anbieten.

Im Wahlstudienjahr waren zwei engagierte junge Kolleginnen bei uns. Im Dezember 2024 Noemi Bodmer und im Januar 2025 Jeremias Brem. Wir hoffen, dass beide bei uns vom «Hausarztvirus» infiziert worden sind

Und last but not least: im April hat Frau Lynn Dellsperger ihre Arbeit als MPA aufgenommen, sie war in der gleichen Ausbildungsklasse wie Frau Taisha Chiwai, was die Einführung wesentlich erleichtert.

Wir sind dankbar, dass wir trotz Fachkräftemangel immer wieder engagierte und motivierte Mitarbeiterinnen finden. Als langjährige Aus- und Weiterbildungsstelle verlassen uns Mitarbeiter:Innen, um ihre Karrieren an anderen Orten weiterzufahren. Wir hoffen, dass sie ihre Erfahrungen bei uns auch bei den neuen Arbeitgebern sinnvoll einbringen können und dürfen.

Frau Anne Berger war ein halbes Jahr als PAA bei uns tätig, sie steht kurz vor dem FMH als Anästhesistin. Sie wäre eine wunderbare Hausärztin.

Frau Rina Hajrizi hatte als MPA bei uns die Ausbildung gemacht und anschliessend fast zwei Jahre bei uns weitergearbeitet. Sie wird aus familiären Gründen in Zürich weiterarbeiten.

Frau Lavinia Duda war eine der ersten Psychiaterin an der neu eröffneten Bernstrasse und hat viel beigetragen, dass wir dort nun mit dem angepassten Konzept weiterarbeiten können.

Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.

Francis Bacon

Ein besonderer Dank gilt Frau Regina Nyffeler. Sie feiert ihr 30- Jahre Jubiläum als MPA bei der Salutomed. 1995 in den Anfangszeiten der Einzelpraxis, nach der Übernahme von Dr. med. P. Mosimann, war sie bereits eine unschätzbare Hilfe für mich, weil sie viele der langjährigen Patient:iInnen bereits kannte. Dies ist bis heute so geblieben.

Angesichts all dieser Ereignisse werde ich als Hausarzt weiterarbeiten, sicher bis zu meiner offiziellen Pension (November 2026). Wir haben uns entschieden, die ärztliche Verantwortung der Praxis aufzuteilen.

Frau Stefanie Borkenhagen übernimmt ab März die Co- Leitung der Salutomed

Ein Held ist jemand der die Verantwortung versteht, die ihm durch seine Freiheit zuteilwird.

Bob Dylan

Der aktuelle Schweizer Film «die Heldin» widerspiegelt sehr viel, was unser Gesundheitswesen heute krank macht. Die Realität könnte kaum besser abgebildet sein. Die «Heldin» ist allein inmitten eines tobenden Sturms aller Bedürfnisse der leidenden Menschen in einer einsamen Spätschicht eines mittleren Schweizer Spitals. Sie wird damit zum Spiegel und zum Mahnmal unseres Gesundheitswesens, wo wir uns alle auch politisch dringend für einen «Kulturwandel» einsetzen müssen: Stärkung von Grundversorgung und Prävention, damit wir wirklich auch zukünftig ein Gesundheits- und kein Krankheitswesen haben werden.

Wenn ihr in Not seid, helft anderen, und ihr werdet Erfüllung finden.
Es ist ein Gesetz, dass jenen, die dienen, gedient wird.

Rabindranath Tagore

Seit der Gründung der Salutomed im Jahre 2006 haben wir uns immer wieder bemüht, die persönlichen Erfahrungen und das individuelle Wissen der Patient:Innen, der Angehörigen und ihrer Familien in unsere Fragen miteinzubeziehen. Immer wieder führte dieser Dialog auf Augenhöhe zu wegweisenden Antworten und Lösungen, so auch hier und heute, sei es persönlich, professionell oder politisch.

Wir hoffen, dass wir bald wieder sicher mit dem Wind segeln dürfen als immer wieder dagegen aufkreuzen zu müssen, mit all den überraschenden Untiefen und drohenden Riffs. Wir wünschen euch und uns, dass die See ruhiger wird, und die nächste Flaschenpost vielleicht eine Schatzkarte enthält.

Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens

Jean Baptiste Massillon
Image link

Michael Deppeler und Team Salutomed